Begegnung

Begegnung

Wir nennen es Abenteuer, die Zivilisation hinter uns zu lassen, für die Damarafrau ist das größte Abenteuer ein Ausflug in die Stadt. Als meine Freundin und ich sie im Auto mitnehmen, kehrt sie von ihrem Abenteuer zurück und wir ersparen ihr einen stundenlangen Fußmarsch durch die schattenlose Mittagshitze. Zuerst ist sie schüchtern, doch mit unseren Teddybären brechen wir schnell das Eis, und wir beginnen uns zu unterhalten. Manchmal redet jede in ihrer eigenen Sprache, manchmal verständigen wir uns durch Geräusche und Gesten. Und als wir einen Esel sehen, versucht jede auf eine andere Art ihn zu imitieren, und wir lachen gemeinsam. An der Stelle angekommen, wo sie aussteigen möchte, lassen wir sie nicht zu Fuß gehen, sondern fahren sie den restlichen Weg nach Hause. Ich biege also von der breiten Schotterstraße ab auf eine schmale Fahrspur, die auf dem geröllbedeckten Boden kaum zu sehen ist. Und als sie mich bittet anzuhalten und mir klar wird, dass hier ihr Dorf ist, sehe ich zuerst überhaupt nichts. Schließlich entdecke ich die kleine Ansammlung hölzerner Hütten. Da hier nirgendwo ein Baum wächst, müssen die Äste und Zweige, aus denen die Hütten gebaut sind, von weit her gebracht worden sein. Ich kann sie nicht fragen, wieso das Dorf genau hier errichtet wurde - ohne Schatten, ohne guten Ackerboden, vielleicht sogar ohne Wasser.
Aber wenn ich sie fragen könnte – wüsste sie eine Antwort?


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