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Der größte Monolith der Erde liegt auf dem australischen Kontinent. Er ist 7 Kilometer lang, 3 Kilometer breit, 1100 Meter hoch, 1,75 Milliarden Jahre alt und heißt Mount Augustus.
Aber wer kennt ihn schon? Nur ungefähr ein Drittel seiner Größe und ungefähr 1 Milliarde Jahre weniger hat sein Nachbar auf dem Buckel. Mit einem Umfang von 9,5 Kilometern und einer Höhe von 350 Metern über der Ebene ist Ayers Rock immerhin noch zweitgrößter Monolith der Erde und eines der Wahrzeichen Australiens.
Im gleichen Nationalpark liegt Kata Tjuta, "viele Köpfe" in der Sprache der Aborigines. Die Weißen nannten sie "Olgas", nach Königin Olga von Württemberg.
Beide Felsmassive entstanden vor ungefähr 600 Millionen Jahren aus Erosionsschutt eines mächtigen Gebirgszugs. Verfestigung der abgelagerten Sedimente und Ausräumung des umgebenden weicheren Gesteins hinterließen die beiden Inselberge in flacher Landschaft.
Uluru - heiliger Berg der Aborigines. Jahrhundertelang lebten die Anangu rund um den Berg. In den 1870ern kamen die Weißen. Sie nannten den Berg Ayers Rock nach dem damaligen Premierminister von South Australia. Und die Anangu mussten zusehen, wie ihr Land ausgebeutet wurde. Schafe und Rinder fraßen und trampelten alles nieder. Minengesellschaften pflügten auf der Suche nach Bodenschätzen das Land um und Touristen plünderten ihre heiligen Stätten. Die übriggebliebenen Aborigines wurden auf Missionen, Viehfarmen und staatliche Siedlungen verfrachtet. Sie wurden als "Wilde" und Kuriositäten zur Schau gestellt. Trotz aller "Zivilisationsbemühungen" versuchten die Anangu, ihre traditionelle Lebensweise fortzusetzen. Sie führten ein Leben als Nomaden, ernährten sich von dem, was das Land ihnen gab, hielten ihre Kulturen lebendig und unterrichteten ihre Nachkommen im Glauben und Gesetz der "Traumzeit". 1976 entschlossen sich die Anangu zum Kampf um ihr Land, der nicht zuletzt ihr Überleben und das Wissen um ihren Ursprung sichern sollte. Die Regierung brauchte ganze 10 Jahre, bis sie den Besitzanspruch der Aborigines als rechtmäßig anerkannte. 1985 wurde den Ureinwohnern ihr Land zurückgegeben, gleichzeitig aber von der Regierung für den Tourismus gepachtet. Seither wird der Nationalpark gemeinsam von Aborigines und Weißen verwaltet.
Heute sind es die Touristen, die im Ghetto leben. Äußerst luxuriös, in Hotels mit Swimmingpools und gepflegten Rasenflächen, aber hinter Zäunen. Und das zu Recht. Denn in freier Wildbahn kommt den meisten der Touristen Feingefühl und Rücksicht abhanden.
Was ist mit der Bitte, Uluru nicht zu besteigen, da es ein heiliger Berg ist? Solange es nicht ausdrücklich verboten ist, klettern jeden Tag Hunderte Menschen auf den Gipfel - und viele müssen von den Rangers wieder heruntergeholt werden, da sie sich selbst über- und die Anstrengung in der Hitze unterschätzt haben.
Was ist mit der Bitte, Orte, die tabu oder besonders heilig sind, nicht zu fotografieren oder nicht zu betreten? Manchmal kommt es mir vor, als würden solche Bitten genau das Gegenteil bewirken.
Ebenfalls ein Problem ist die Wasserversorgung. Yulara, das Touristenressort, wird durch Bohrungen aus einem artesischen Becken mit Wasser versorgt. Alles Wasser, das verbraucht wird, kommt aus diesem Becken. Für Schwimmbecken, Rasensprenger, Duschen, Toiletten, zum Geschirr spülen und Zähne putzen. Und niemand weiß, wie lange es noch ausreicht. Optimisten sagen, noch 100 Jahre. Pessimisten sagen, beim derzeitigen Verbrauch keine 10. Und dann?
Und was ist mit dem Untertitel, "sag nie, morgen ist auch noch ein Tag"? Das könnte man jetzt interpretieren als "fahr hin, solange es noch Wasser gibt". Es gibt aber einen viel direkteren Grund:
Am ersten Abend im Nationalpark verzichteten wir auf das weltberühmte Schauspiel des Sonnenuntergangs am Ayers Rock und gingen lieber gemütlich Abendessen. Das Farbenspiel am Himmel bewunderten wir auf dem kurzen Weg zwischen Restaurant und Hotel. "Morgen ist ja auch noch ein Tag, da können wir dann fotografieren".
Morgen war wieder ein Tag, aber aus dem Plan, den Sonnenuntergang zu fotografieren, wurde nichts. Hier, in der trockensten Region des trockensten Kontinents der Erde fiel nämlich der Sonnenuntergang buchstäblich ins Wasser.
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