NamibiaReisetagebuch30.09. bis 01.11.1996 mit Sigrid Z., Werner F. und Andreas G.
30.09.1996Erster Urlaubstag! Der Tag vergeht mit Aufräumen, Abspülen und Faulenzen (gepackt habe ich schon gestern), bis am Spätnachmittag - genauer gesagt, 17:45 Uhr - Sigrid und Werner vorbeikommen und wir gemeinsam zur U-Bahn gehen. Mit U- und S-Bahn fahren wir zum Flughafen, wo nach kurzem Warten Andreas zu uns stößt. Die Zeit bis zum Abflug vergeht schnell, und kurz nach 21 Uhr hebt unser Flugzeug ab. Nach dem Abendessen sehe ich mir den Film an und höre Musik, bis ich endlich einschlafe.
01.10.1996Kaum bin ich eingeschlafen, werden wir zu unchristlicher Zeit - noch vor 4:30 Uhr - mit dem Frühstück geweckt und gegen 6:30 Uhr landen wir in Windhoek. Afrika, wir kommen! Vor der Zollabfertigung ist eine lange Schlange, also lassen wir uns Zeit und die anderen erst mal durch. Als letzte gehen wir durch den Zoll, und Sigrid wechselt erst mal ein paar Mark in Namibia-Dollar. Dann kann’s losgehen! Aber zuerst müssen wir in die Stadt und an unser Auto kommen. Nach mehreren Telefongesprächen von Andreas mit dem Anrufbeantworter des Autovermieters nehmen wir uns ein Taxi und fahren an die im Telefonbuch angegebene Adresse der Vermietungsfirma Bushveld. Nur ist diese leider falsch, und wir werden von einer Horde Wachhunde empfangen. Nach einiger Zeit kommt eine Frau aus dem Haus, die sogar weiß, wohin wir müssen - im Telefonbuch war eine falsche Hausnummer angegeben. Schließlich landen wir dann doch noch an der richtigen Adresse, aber der Vogel ist ausgeflogen - uns abholen! Das erzählt uns die schwarze Haushälterin, die sich bei dieser Gelegenheit auch noch aus dem Haus aussperrt. Endlich kommt Herr Römer, und der Spaß kann beginnen. Er zeigt uns das Auto, die Campingausrüstung und das Aufbauen der beiden Dachzelte. Außerdem erklärt er uns, daß - wenn auf den Sandpisten schnell gefahren wird - das Auto möglicherweise nicht gehorchen will. "Wenn das Auto unbedingt geradeaus fahren will, dürfen Sie es nicht um die Kurve zwingen (und es dabei umwerfen), sondern lassen Sie es geradeaus fahren und rammen notfalls auch einen Baum." Diese Situation wird von uns der "theoretische Lazarus-Effekt" genannt (theoretisch, weil er praktisch glücklicherweise nie eintreten wird). Dann müssen noch die Formalitäten erledigt werden und unser Gepäck verstaut. Jetzt beginnt die Fahrt. Die Jungfernfahrt führt uns, geleitet von Herrn Römer, zum nächsten Supermarkt. Dort bewache ich Auto und Gepäck, während die anderen drei einkaufen gehen. Da es nach all diesem Warten, Auto übernehmen und Vorräte einkaufen schon nach Mittag ist, vertagen wir die Besichtigung von Windhoek auf morgen und fahren in den Daan-Viljoen-Park. Dort machen wir erst eine Orientierungsrundfahrt auf dem Zeltplatz und zum Restaurant und gehen dann auf unsere erste Pirschfahrt. Auf der nur 6,5 km langen Strecke sehen wir schon Gnus, Springböcke, Zebras, Kudus und eine Kuhantilope (wie selten dieses Tier ist, erfahren wir aber erst später). Zurück auf dem Campingplatz, bauen wir zum ersten Mal die Dachzelte auf. Dann machen wir einen Spaziergang am Stausee entlang - der Hintergedanke beim Spazierengehen ist, daß das Restaurant am anderen Ende des Sees liegt und wir es uns am ersten Abend in Namibia gutgehen lassen wollen. Also wird im Restaurant gegessen - für mich gibt es Game-Steak -, anschließend sitzen wir beim Auto, trinken Rotwein und gucken in die Sterne.
02.10.1996Morgens lassen wir es erst mal langsam angehen (wie sich herausstellen wird, die anderen Morgen dieses Urlaubs ebenso). Nach gemütlichem Aufstehen und noch gemütlicherem Frühstücken räumen wir unsere Siebensachen zusammen und fahren - es ist schon fast Mittag! - nach Windhoek. Dort suchen wir zuerst einen Parkplatz, dann eine Post zum Briefmarken kaufen und eine Bank zum Geld wechseln. Anschließend kaufen wir uns noch Sonnenhut bzw. -käppis und erfrischen uns in einem Straßencafé. Nach einem weiteren Besuch in einem Supermarkt fahren wir zum Internet-Café, von wo aus Andreas verschiedene Grüße an Freunde und Verwandte verschickt. Dann lockt uns das Fernweh aus der Stadt auf die Straße. Dabei denken wir allerdings nicht daran, daß wir nicht nach Windhoek zurückkommen werden, also keine Chance mehr haben werden, uns die Stadt anzusehen. Die Hauptstadt Namibias näher zu besichtigen, wird also von uns mehr oder weniger vergessen. Wir durchqueren ganz Windhoek von Süd nach Nord und fahren auf der Hauptstraße bis Okahandja. Dort biegen wir ab auf die Stichstraße nach Groß Barmen, wo wir für diese Nacht bleiben. Nach dem Zeltaufbau gehen wir zum Abendessen ins Restaurant. Wir essen auf der Terrasse der sehr schönen Anlage mit Blick auf grünen Rasen und Palmen. Anschließend verbringen Andreas und ich eine halbe Stunde im warmen Thermalwasser des Pools und betrachten von da aus den herrlichen Sternenhimmel. Wieder beim Auto gibt es noch Rotwein, angeregte Unterhaltung und nochmals Sterne.
03.10.1996Heute haben wir eine größere Fahrt vor uns, also stehen wir früh auf. Wir schaffen es, um 7 Uhr aufzustehen. Dann heißt es frühstücken, einpacken, und um 9:30 Uhr sind wir abfahrbereit. Wir fahren zurück nach Okahandja, dann nach Karibib, wo wir tanken. In Usakos biegen wir ab auf die Piste zur Farm Ameib. Wir fahren zum Parkplatz, dem Ausgangspunkt für die Wanderung zur Phillipshöhle. Sigrid und Werner steigen aus und suchen die Höhle mit einer Felszeichnung, die einen weißen Elefanten darstellt. Andreas und ich fahren weiter zu Bull’s Party. Wir genießen ausgiebig die grandiose Landschaft mit riesigen Granitkugeln, die durch Thermalerosion entstanden sind. Nach einem Spaziergang zwischen den Kugeln fahren wir zurück zum Parkplatz und warten dort auf Sigrid und Werner. Nachdem wir die beiden wieder eingeladen haben, geht’s auf der gleichen Strecke wie bei der Herfahrt zurück nach Usakos und Karibib. Dort biegen wir nach Norden ab und fahren nach Otjiwarongo, von dort wieder in Richtung Süden zur Abzweigung der Straße zum Waterberg-Plateau-Park. Dort erwartet uns die große Überraschung: bis zum Park, dessen Tore bei Sonnenuntergang geschlossen werden, sind es nicht nur ein paar, sondern noch ganze 60 km - das wird knapp! Da inzwischen die Dämmerung eingesetzt hat, gibt Werner etwas mehr Gas - und prompt laufen uns einige Kududamen über den Weg, wobei eine unser Auto nur haarscharf verfehlt. Was auch noch knapp wird, ist Benzin, aber wir schaffen es in letzter Minute und mit dem letzten Liter Benzin durch das Tor. Nachdem wir uns angemeldet haben, starten wir direkt durch zum Abendessen, da das Restaurant nicht lange offen hat und auch eine gute Wegstrecke vom Zeltplatz entfernt liegt. Als Nachtisch genehmigen wir uns einen "White Elephant", da dies der Tag des Weißen Elefanten war (in Zukunft wird es "White Elephant" auch ohne Felszeichnung geben). Zur Strafe müssen wir dann die Zelte im Dunkeln aufbauen. Beim allabendlichen Sternegucken habe ich das Glück, den Kometen Hale-Bopp und eine Sternschnuppe gleichzeitig im Fernglas zu sehen - ein toller Abschluß eines vollgestopften Tages.
04.10.1996Wir müssen uns von der langen Fahrt gestern erholen und frühstücken erst mal gemütlich. Dann brechen wir auf zu einer kleinen Wanderung auf das Hochplateau des Waterberg. Der Pfad schlängelt sich auf und ab, aber letztendlich doch aufwärts bis unten an die Steilkante. Unterwegs treffen wir einen kleinen Klippschliefer. Andreas versucht, ihn zu fotografieren, aber schon nach dem ersten Bild ist der Film voll. So wird dieser kleine Bursche zum Namenspatron für den "Klippschliefer-Effekt" - dem Phänomen, daß der Film immer dann voll ist, wenn man es am wenigsten brauchen kann. Es geht durch eine Schuttrinne hinauf aufs Plateau, und von oben haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Ebene. Beim Abstieg kommen wir wieder bei unserem kleinen Freund vorbei - dieses Mal klappt es bei Andreas mit dem Fotografieren - und anschließend geht es zur Abkühlung in den Pool. Jetzt machen wir uns auf den Weg zur Etosha-Pfanne. Die Fahrt geht über Otjiwarongo ("Ovomaltine" in unserem Sprachgebrauch) und Outjo ("Ouzo") zum Anderson-Gate des Etosha-Nationalparks. Das Ganze ist eine recht eintönige Strecke mit viel auf und ab, aber keiner einzigen Kurve auf vielen Kilometern. Dann Etosha! Schon auf der geteerten Hauptstrecke nach Okaukuejo sehen wir auf den ersten wenigen Kilometern jede Menge Wild. Oryx, Impala, Springböcke, eine Schildkröte und ein Dikdik unter einem Baum. Plötzlich, wir sind noch keine halbe Stunde im Park, sagt Sigrid "da vorne läuft was!". Ein schwarzer Schatten überquert die Straße. Alles ruft "eine Katze!", und jeder greift nach seinem Fotoapparat. Richtig: es ist ein Leopard - ein absoluter Glückstreffer, mit dem niemand gerechnet hatte. Natürlich müssen wir anhalten, das Tier beobachten - gar nicht so einfach, den Leoparden im Busch zu erkennen! - und fotografieren. Kurz darauf sehen wir dann auch noch zwei Giraffen. In Okaukuejo angekommen, erledige ich die Anmeldung und wir fahren zu unserem Häuschen, in dem wir diese Nacht schlafen werden. Wir beschließen, in zwei Etappen zu essen, damit wir uns einen guten Sitzplatz an der abends beleuchteten Wasserstelle sichern können. Sigrid und Werner gehen zuerst essen, Andreas und ich zur Wasserstelle, die nur ein paar Meter weiter ist. Dort halten sich gerade Zebras und eine Gruppe Springböcke auf. In der Ferne sind Giraffen, die im Laufe der Zeit näherkommen und äußerst dekorativ im Sonnenuntergang herumstehen. Es ist eine fünfköpfige Familie - ein Paar mit drei halbwüchsigen Jungen. Kurz nach Sonnenuntergang habe ich ein schönes Erlebnis, als ich im Fernglas die dicht beieinanderstehende Giraffenfamilie beobachte und direkt hinter den Giraffen eine Sternschnuppe vorbeifliegt. Ich lege in meiner Kamera einen neuen Film ein, bei dem ich die Empfindlichkeit bis an den Anschlag hochdrehe. Das stellt sich als richtig heraus, denn trotz Flutlicht ist es zum Fotografieren doch recht dunkel. Kurz, nachdem die Giraffen trinken waren, müssen Andreas und ich zum Essen gehen, da es später nichts mehr gibt - und es wäre schade gewesen, wenn wir von dem schönen Buffet nichts mehr abbekommen hätten. Als wir nach dem Essen zur Wasserstelle zurückkommen, sind Nashörner am Wasser. Im Laufe des Abends sind zwei Kühe mit Kälbern - einem Baby und einem etwas größeren - und zwei Bullen gleichzeitig am Wasserloch. Für einige Zeit sind außerdem noch zwei Elefanten da. Diese werden aber von den Nashornkühen schnell auf die andere Seite des Teiches vertrieben. Wir harren lange aus in der Hoffnung auf Katzen, aber es kommen "nur" immer wieder die Nashörner zurück. So geben wir kurz nach Mitternacht auf und gehen ins Bett - immerhin haben wir heute Nacht richtige Betten.
05.10.1996Um 6 Uhr klingelt der Wecker, Andreas und ich ziehen uns warm an und gehen hinaus in die Dämmerung. Noch leuchten der schief liegende Halbmond und die Venus, aber schon bald geht die Sonne auf und beleuchtet die Zebras an der Tränke. Bei den beiden Zebraherden, die nacheinander ans Wasserloch kommen sind auch je zwei Oryx. Irgendwann ziehe ich mich ins Häuschen zurück zum Duschen und koche Kaffeewasser. Dann erscheint auch Werner zum Frühstück machen und Sigrid zum Frühstücken. Nach dem Frühstück überlasse ich die Arbeit den anderen und genieße noch einmal die Aussicht auf die Wasserstelle, an der sich inzwischen eine Herde Kudus aufhält. Dann fahren wir los auf Pirschfahrt in Richtung Leeubronn. Schon bald sehen wir Springböcke und Giraffen, aber auch ein Nashorn - das allerdings nur aus der Ferne. Wir fahren bis zum Ghost Tree Forest, einem Wald aus Moringabäumen. Es geht zurück nach Leeubronn und weiter zur Wasserstelle Okondeka. Dort sind riesengroße Tierherden. Außerdem haben wir das Glück, unter einem Baum ein Löwenpärchen zu entdecken, das die Aussicht auf sein Mittagessen genießt. Leider sind sie unter ihrem Baum kaum zu sehen und noch schlechter zu fotografieren. Nach einiger Zeit des Beobachtens fahren wir zurück nach Okaukuejo zum Tanken und etwas trinken. Weiter geht’s zur nächsten Wasserstelle. An der Quelle Gemsbokvlakte halten sich zwei Elefanten auf und im Hintergrund stehen wie Baukrane auf einer Großbaustelle Giraffen herum. Am Olifantsbad ist leider nichts los, aber bei Homeb und Sueda treffen wir wieder die altbekannten Springböcke, Oryx und Zebras. Unterwegs treffen wir noch einen schönen Impalabock. In Rietfontein sehen wir nur Autos, und so fahren wir weiter ins Camp Halali. Nach dem Lageraufbau kontrollieren wir die Wasserstelle. Dort ist nichts los, also gehen wir erst mal essen. Nach dem Essen nehmen wir eine Flasche Wein mit an die Wasserstelle. Da das muntere Tierleben am Wasser nur aus einem Stachelschwein - Andreas: "ein Igel!" -, zwei Schakalen, zwei Ochsenfröschen im Duett und vier Vögeln besteht, fangen wir an, herumzualbern. Das ärgert natürlich das andächtig herumsitzende Publikum. Als unsere Weinflasche leer und immer noch nicht mehr Wild zu sehen ist, verziehen wir uns zur Erleichterung aller ans Auto, um dort die zweite Flasche Rotwein zu köpfen. Die Stimmung bleibt weiterhin ausgelassen und albern, aber hier stören wir wenigstens nur Camper und keine andächtigen Möchtegern-Tierbeobachter.
06.10.1996Unser zweiter ganzer Tag Etosha fängt wie immer gemütlich an. Bis aufgestanden, gefrühstückt, zusammengepackt und losgefahren ist, ist der halbe Vormittag vorbei. Zuerst fahren wir auf dem Rhino-Drive - an dem sich natürlich kein Rhino blicken läßt - nach Rietfontein. Dort frühstücken große Herden Zebras und Antilopen, auch eine schöne Kuhantilope zeigt sich. Nach einiger Zeit fahren wir zurück nach Halali, um einzukaufen. Dann geht die Fahrt weiter, immer im langsamsten Tempo, in Richtung Etosha-Lookout. Unterwegs haben wir noch einen längeren Stopp, da eine riesige Elefantenherde im Busch steht. Da diese Elefanten keine Anstalten machen, den Busch zu verlassen, fahren wir wieder, aber schon wenige Meter weiter kommt noch eine Gruppe Elefanten aus dem Buschwerk - etwa zehn Muttertiere mit Kälbern! Diese Herde zieht in aller Ruhe an uns vorbei in Richtung zu den anderen Elefanten. Als auch der letzte Nachzügler weg ist, fahren wir weiter. Die letzte halbe Stunde hat uns viele Meter Film "aufgefressen". Der Weg zum Etosha-Lookout ist eine ca. 1,5 km lange Piste in die Etosha-Pfanne hinein, damit wir Touristen das richtige "Pfannen-Feeling" bekommen können. Der Lookout selbst ist nichts anderes als eine Wendeplattform irgendwo in der Pfanne. Nachdem wir genug geröstet worden sind, fahren wir wieder zurück aufs "Festland" und weiter, immer ungefähr am Rand der Pfanne entlang an Springbokfontein vorbei nach Okerfontein. Unterwegs und vor allem an den Wasserstellen sehen wir jede Menge Giraffen, Elefanten, Zebras und die verschiedensten Antilopen - Oryx, Springböcke, Gnus, Kuhantilopen. Als letztes Wasserloch der heutigen Safari fahren wir Kalkheuwel an. Und das lohnt sich! Hier hat es nicht nur Antilopen, Giraffen und zwei Elefanten, sondern vor allem eine recht große Gruppe Löwen, die sich an einem verendeten Elefanten labt, während zwei Kumpels des Elefanten etwas betreten daneben stehen. Ein Männchen, mehrere Weibchen und einige Jungtiere sowie - etwas abseits - ein sehr alter Mähnenlöwe, der sich aber nicht zu der Familie am Elefanten hinwagt. Obwohl an diesem Wasserloch natürlich viele Autos stehen, erwischen wir einen Parkplatz mit sehr guter Sicht auf die großen Katzen. Erst der Blick auf die Uhr und die sinkende Sonne zwingt uns zur Weiterfahrt nach Namutoni. In diesem Camp - dem wahrscheinlich luxuriösesten der drei Etosha-Camps - beziehen wir noch einmal ein "Chalet", ein Häuschen mit Wohnküche, Bad und zwei Zimmern. Nach dem Abendessen - wie in den anderen beiden Camps wieder ein sehr gutes Buffet - marschieren wir wieder zur Wasserstelle. Dort ist aber - unglaublich, aber wahr - noch weniger los als am Vorabend in Halali. Deshalb ziehe ich mich zum Postkarten schreiben zurück auf den Vorplatz unseres Chalets. Währenddessen irritieren die anderen drei das Wasserstellenpublikum, weil sie mit dem Fernglas nicht irgendwelche Tiere suchen, sondern senkrecht nach oben sehen und Jupitermonde beobachten.
07.10.1996In der Nacht hatte es angeblich ein Gewitter mit Regen, ich habe aber die ganze Angelegenheit verschlafen und nichts davon bemerkt. Da wir die Löwen beim Frühstück beobachten wollen, verzichten wir vorläufig auf unseres und sind dafür kurz vor 7 Uhr auf der Piste. Wir fahren zur Wasserstelle Kalkheuwel, an der sie gestern waren, und wirklich, die Löwenfamilie ist immer noch da. Wir sitzen lange Zeit in der ersten Reihe und beobachten und fotografieren und beobachten und... Letztendlich treibt uns der Hunger zurück nach Namutoni. Da der Laden geschlossen ist, müssen wir wohl oder übel im Restaurant frühstücken - aus unseren Vorräten wird nämlich niemand mehr satt. Dann machen wir uns noch einmal auf eine Pirschfahrt zu den Wasserstellen Klein- und Groß-Okevi, am Rand der Pfanne entlang zu Koinachas, den Doring-Drive und zuletzt nach Chudob. An den beiden Okevi-Wasserstellen ist antilopen- und zebramäßig recht viel los und erst recht am Chudob. Dort spüren die Oryx scheinbar die gewittrige Stimmung und führen sich ziemlich aggressiv auf. Wir fahren noch einmal nach Namutoni zum Tanken. Auf dem Weg zum Ausgang des Etosha-Parks machen wir einen Abstecher über den Dikdik-Drive, an dem sich unter anderem einige kapitale Kudus herumtreiben. Nachdem wir den Park verlassen haben, geht die Fahrt in Richtung Tsumeb. Am Otjikoto-See legen wir noch einen Halt ein, dann besichtigen wir in Tsumeb das Museum. Da ich Mineralien kaufen will, gehen wir noch in den Laden "SWA-Curious", der uns von der Museumsleiterin empfohlen wurde und anschließend zum Vorräte Tanken in einen Supermarkt. Weiter geht’s zum Hoba-Meteorit und dann nach Grootfontein. Nachdem wir den Campingplatz gefunden haben und die Zelte aufgebaut sind, marschieren wir zum einzigen Hotel am Ort zum Abendessen. Anschließend gibt es noch Rotwein am Zelt.
08.10.1996Wir sind erstaunlicherweise alle recht früh auf - wie früh, weiß ich allerdings nicht, da meine Uhr im Rucksack ist und auch dort bleibt. Da das Freibad direkt neben dem Campingplatz ist, beladen wir erst das Auto und gehen dann eine Runde schwimmen. Nach einem Besuch im Supermarkt und bei der Tankstelle ist 10 Uhr vorbei, bis wir dann auf der Strecke sind. Auf fast schnurgerader Strecke - der größte Abstand zwischen zwei Kurven beträgt 38 km - geht es nach Nordosten. Unterwegs müssen wir einen Zaun mit Kontrollstelle passieren, der während des Befreiungskampfes militärischer Checkpoint der Südafrikaner gegen die SWAPO war. Heute soll er die Rinder des "unentwickelten" Nordens von den nach Richtlinien der EU gezüchteten Rindern des Südens fernhalten. Auf jeden Fall beginnt an diesem Tor Schwarzafrika. In Rundu tanken wir und fahren weiter an die Popa-Falls. Am Campingplatz erfahren wir, daß man in der Lodge einige Kilometer weiter zu abend essen kann. Also fahren wir zuerst dorthin, erfahren aber, daß ein Reisebus erwartet wird und deshalb alles ausgebucht ist. Wieder zurück am Campingplatz machen wir zuerst einen Spaziergang zu den Stromschnellen, bauen dann die Zelte auf und müssen zum ersten Mal auf dieser Reise selbst kochen. Außerdem gibt es auf den Toiletten kein Wasser - that’s Africa! Unser Nachbar erzählt Schauergeschichten über den Straßenzustand in Botswana, vor allem auf der von uns ins Auge gefaßten Strecke rund ums Okavango-Delta. Daraufhin beschließen wir, diesen Plan aufzugeben. Dank der Hilfe von Andreas kann ich beim Sternegucken außer Jupiter auch Neptun und Uranus im Fernglas sehen, außerdem auch wieder den Kometen Hale-Bopp.
09.10.1996Heute gibt es noch einmal eine längere Fahrt, außerdem auch noch über schlechtere Straßen als die Strecke gestern. Anfangs ist die Straße durch den Caprivi-Strip zwar noch gut ausgebaut und geteert, aber schon nach wenigen - später wissen wir, zu wenigen - Kilometern beginnt die Baustelle. Die "Umleitung" ist ein einfach ins Gelände neben der eigentlichen Trasse geschobener Feldweg, der entsprechend holprig ist. Wir freuen uns schon auf das Ende der Baustelle. Aber zu früh gefreut - da die Straße hier demnächst ja renoviert werden soll, wurde schon seit langem nichts mehr daran gearbeitet. In den Schlaglöchern könnte man ganze Autos versenken, und das Umfahren dieser Löcher bringt Lazarus ganz schön ins Schwanken. Erst kurz vor Katima Mulilo - bei uns heißt es "Kater Karlo" - werden die Straßenverhältnisse wieder besser. Aber auch hier haben wir uns zu früh gefreut. Kurz hinter der Bezirkshauptstadt endet die Ausbaustrecke wieder, und die Schlaglöcher sind fast so groß wie vorher. Wir fahren an Katima Mulilo vorbei nach Ngoma, dem Grenzübergang nach Botswana. Die Prozedur des Grenzübergangs ist einigermaßen umständlich. Erst muß jeder in der namibischen Grenzstation ein Formular ausfüllen - persönliche Daten, Paßnummer, Autonummer, woher, wohin und wieso -, damit er ausreisen darf. Dann geht es über einen Damm (die Ngoma-Bridge) hinüber nach Botswana. Dort müssen die gleichen Angaben noch einmal gemacht werden, um die Einreiseerlaubnis zu erhalten. Und die ganze Abfertigung im afrikanischen Tempo - das dauert seine Zeit. Kurz hinter der Grenze beginnt der Chobe-Nationalpark, in dem sogar Elefanten auf der "Straße" herumstehen. Da der Straßenzustand in Botswana auch nicht besser ist als im namibischen Teil, dämmert es schon, bis wir in Kasane ankommen. Dort bleiben wir auf dem Campingplatz der Chobe-Safari-Lodge. Wir essen bei der Lodge auf der Terrasse über dem Chobe, aber da es schon dunkel ist, haben wir nicht viel davon. Das Essen ist mäßig und teurer als in Namibia.
Andreas steht um 5 Uhr auf, da am Himmel eine ganz spezielle Stern- / Planetenkonstellation zu sehen ist. Ich habe eigentlich auch vor, mir das anzusehen. Im letzten Moment entscheide ich mich aber für mehr Schlaf. Ich komme aber trotzdem gut aus den Federn und bin schon um 7 Uhr fertig geduscht. Nach dem Frühstück fahren wir die rund 80 km auf guter Straße nach Victoria-Falls in Zimbabwe. Da am Eingang des Victoria-Falls-Parks nur Zimbabwe-Dollar akzeptiert werden, müssen wir noch einmal zurück in die Ortschaft zum Geld wechseln. Dann machen wir eine kleine Autofahrt über den Zambezi-Drive. Dort gibt es einen sehr mächtigen Baobab mit einem Stammdurchmesser von etwa 6 m. Der Wächter erzählt uns, er (der Baobab) sei 1010 Jahre alt. Von dort aus gehen wir am Ufer des Zambezi spazieren. Wir sehen jede Menge Meerkatzen, aber weder Krokodile noch Flußpferde. Dann fahren wir zum Campingplatz, um die Zelte aufzubauen und Wäsche zu waschen. Anschließend wandern wir endlich zu den Victoriafällen. Für Touristen ist der Eintritt in den Park etwa viermal so hoch wie für Einheimische, der Tarif ist aber immer noch o.K. Wie müssen diese Fälle erst nach der Regenzeit aussehen, wenn schon jetzt in der Trockenzeit so beeindruckende Wassermassen in die Schlucht fallen! Allerdings wird man dann den Grund des ca. 100 m tiefen Canyons nicht zu sehen bekommen, wir können die Talsohle sehen. Wir verbringen fast drei Stunden an den Wasserfällen und gehen dann, weil der Park um 18 Uhr schließt, zum Campingplatz zurück. Da wir keine Lust haben, zu kochen, suchen wir ein Restaurant und landen letztendlich bei "Wimpy’s", einem Schnellrestaurant. Anschließend gibt es auf dem Zeltplatz wieder Rotwein.
11.10.1996Nach dem Frühstück suchen, finden und besuchen wir eine sehr versteckt liegende Krokodilfarm in der Nähe von Victoria-Falls. Dort kommen wir gerade rechtzeitig zur Fütterung. Als ein Wärter mit einem Babykrokodil ankommt - es ist erst wenige Monate alt - darf ich es auch einmal festhalten. Es hat aber bedeutend mehr Kraft, als ich vermutet hätte. Nach dieser Besichtigung legen wir unsere gesamten restlichen Zimbabwe-Dollar in Mineralwasser an und fahren die kurze Strecke zurück nach Kasane in Botswana. Dort installieren wir uns wieder auf dem Zeltplatz der Chobe-Safari-Lodge. Nachmittags machen wir von dort aus eine sehr abwechslungsreiche und interessante dreistündige Bootsfahrt auf dem Chobe. Dabei sehen wir Flußpferde und Krokodile, Elefanten, Büffel, Antilopen und viele Vögel, unter anderem Kormorane und Weißkopf-Seeadler. Auf dem Rückweg erleben wir noch einen herrlichen Sonnenuntergang, und abends kochen wir zur Abwechslung mal selber - wenn auch nur, weil uns vorgestern hier das Essen nicht geschmeckt hat. Allerdings geht uns recht schnell der Alkohol aus, und wir gehen früh ins Bett.
12.10.1996Heute steht uns wieder eine Schlagloch-Fahrt bevor. In Ngoma kehren wir nach Namibia zurück - im Ausfüllen der Ein- und Ausreiseformulare sind wir beim vierten Grenzübergang, also dem achten Formular inzwischen Profis und seine Paßnummer kennt jeder von uns auswendig. Wir fahren durch den Caprivi-Strip nach Divundu am Okavango in der Nähe der Popa-Falls. Dort steigen wir in der Suclabo-Lodge (die bei der Hinfahrt für uns nichts zu essen hatte) ab und beziehen zwei 1-Zimmer-Hütten. Im Laufe des Nachmittags hat es einmal kurz geregnet und am frühen Abend gibt es ein Gewitter - ist das der Anfang der kleinen Regenzeit? Die nächsten Tage werden es zeigen. Dadurch gibt es einen tollen Sonnenuntergang über dem Okavango. Nach dem Sonnenuntergang, den ich von der Terrasse unserer Hütte aus beobachtet habe, gehe ich zu den anderen an die Bar. Dabei kommen wir mit den Angestellten ins Gespräch. Das sind Nick - ein weißer Namibier mit internationalen Vorfahren, Chris - der Manager - kommt aus der Nürnberger Gegend und seine Freundin Elaine ist Irin. Zum Abendessen gibt es Gulasch mit Reis, echt fränkisch - afrikanisch und anschließend einen Drink an der Bar. Da bestelle ich blind die "Spezialität des Hauses" und Sigrid schließt sich mir an. Da beantwortet sich die Frage, "Was ist Okavango-Wasser?". Man nehme etwas Eis, einen doppelten Gin, doppelten Wodka, ein gutes Maß Campari und fülle das Glas mit Orangensaft auf. Jede von uns bekommt ein Glas randvoll mit diesem Getränk, das zuerst "Okavango-Wasser", dann "Granate" und bei uns hinterher nur noch "Plattmacher" heißt. Danach muß ich allerdings alkoholmäßig kürzer treten, und die Lodge wird bei uns nur noch "Sufflabo" genannt werden.
13.10.1996Ich bin erstaunlich früh wach, dusche und setze mich mit meinem Buch auf die Terrasse unseres Häuschens mit Blick auf den Okavango - es ist erst 7 Uhr! Etwas später steht auch Andreas auf, und um 8:30 Uhr melden wir uns bei Sigrid und Werner. Dann gehen wir zum frühstücken hinüber ins Speisehäuschen. Es gibt britisches Frühstück, Cornflakes, Eier mit Speck, Toast mit Orangenmarmelade und - unbritisch - Kaffee. Anschließend schnappen Andreas und ich uns das Auto und fahren eine kurze Tour durch den Mahango-Wildpark. Sigrid und Werner hatten eine unruhige Nacht und machen sich einen faulen Vormittag. Im Mahango-Wildpark kommen wir sehr nahe an die Tiere heran. Zebras, zwei Elefanten - einer davon so angriffslustig, daß wir aufs Fotografieren verzichten und zusehen, daß wir wegkommen -, eine kleine Herde Kaffernbüffel, Kuhantilopen und sogar eine Gruppe Säbelantilopen lassen sich sehen. Der Weg geht malerisch an einem Seitenarm des Okavango entlang mit ein paar kleinen Allrad - Einlagen bei Abstechern zu Wasserlöchern und in den Sand des Kalahari-Gebiets. Dort drehen wir allerdings um, da eine Weiterfahrt uns zu viel Zeit und Benzin kosten würde. Also fahren wir die gleiche Strecke zurück zur Lodge, wo wir Sigrid und Werner wieder einsammeln. Dann - es ist schon wieder 12:30 Uhr - geht es auf die lange Wegstrecke zurück nach Rundu und weiter in Richtung Grootfontein. Ungefähr 50 km vor Grootfontein halten wir bei Roy’s Restcamp, einer Empfehlung von Chris und Elaine aus der Suclabo-Lodge. Hier parken wir auf dem Campingplatz. Nach einem Drink an der Bar und einer gemütlichen Unterhaltung mit dem Vater des Managers bekommen wir von der Chefin ein grandioses Dinner mit Vorspeise und allem Drum und Dran serviert. Anschließend genehmigen wir uns noch mal einen Schluck an der Bar, wobei wir uns mit den Besitzern unterhalten. Dies sind zwei Brüder, die das Camp erst letztes Jahr aufgebaut haben und jetzt auf Kundschaft warten. Das Lager ist liebevoll aus natürlichen Materialien gebaut, die zum größten Teil vom Gelände des Camps oder der Farm der Familie stammen. Da es im Lager keinen elektrischen Strom gibt, essen wir bei Kerzenschein, und an der Bar, in den Waschräumen und bei der Sitzgruppe am Zeltplatz gibt es Petroleumlampen. Bei dieser Sitzgruppe genießen wir später wieder unseren Rotwein. Nachdem Sigrid und Werner schlafen gegangen sind, machen Andreas und ich alle Lichter aus und haben so die Möglichkeit, den einmaligen Sternenhimmel ohne jedes Fremdlicht zu betrachten. Wir sitzen da und schauen uns diesen Himmel an und genießen den Anblick, bis uns gegen 2 Uhr die Vernunft ins Bett schickt.
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