Lage
Die irische Insel liegt im Nordatlantik, westlich von Großbritannien. Mit einer Gesamtfläche von 84405 Quadratkilometern erstreckt sich die Insel Irland über eine maximale Nord-Südwest-Länge von 486 km, während die maximale Ost-West-Ausdehnung 285 km beträgt. Die Republik Irland (Eire) nimmt mit 70283 qkm ungefähr vier Fünftel der Insel ein. Nordirland, ein administrativer Teil des Vereinigten Königreichs, liegt in der nordöstlichen Ecke der Insel und ist Thema eines Zwistes zwischen der Republik Irland und dem Vereinigten Königreich.
Die stellenweise nur 200 Meter tiefe und maximal 220 km breite Irische See trennt Irland im Osten von den Britischen Inseln. Im Norden läßt sie die Ausläufer Schottlands auf knapp 20 km herankommen, was bereits in vorgeschichtlicher Zeit zu einer engen Bindung zwischen den Menschen auf beiden Seiten führte. Den Süd-, West- und Nordteil der mehr als 3200 km langen Küstenlinie umspült der hier ebenfalls recht lange flache Atlantik. Erst 50 km westlich von Irland verliert er schnell an Boden und erreicht bald eine Tiefe von mehr als 2000 Metern.
Geologie
Geologische gesehen, gehört Irland zum europäischen Festlandsockel, der vor der irischen Westküste steil zum Tiefseeboden abfällt.
An den felsigen Küsten bilden die präkarbonen Gesteinsschichten die heutige Oberfläche. Im Südwesten bestehen Irlands Gebirge meist aus parallel aufgefaltetem rotem Sandstein, in Mayo, Donegal und der Gegend um Galway aus Granit. In der irischen Zentralebene liegen diese Gesteine weit unter Meeresniveau und sind von dicken Schichten jüngerer Sedimente bedeckt (Karbonkalke, Moränen). Aufgrund einstiger Vulkantätigkeit sind im Norden Formationen aus Basalt vorherrschend.
Die heutige Verteilung von Berg-, Hügel- und Tiefland entstand erst in der Erdneuzeit, dem Neolithikum. Die Gesteinsformationen reichen jedoch bis in das Mittelalter der Erde oder gar in das Erdaltertum zurück. Geologische Theorien erklären, daß nahezu ganz Irland bis in die Kreidezeit hinein (vor 130-60 Mio. Jahren) vom Meer bedeckt war. Im Tertiär (60-1 Mio. Jahren) hob sich der irische Gebirgsrand bis auf ungefähr die heutige Höhe. Gleichzeitig senkte sich die zentrale Tiefebene und schuf damit die heutige ungewöhnliche Oberflächenverteilung.
Die Gletscher der Eiszeit schufen die ausgeschürften Täler, z.B. in Glendalough, die Geröll- und Sandablagerungen der zentralen Tiefebene, die Bergseen und die vom Eis abgeschliffenen Felsen. Am Ende der Eiszeit wurde Irland gegen 6000 v. Chr. durch den ansteigenden Meeresspiegel von den Britischen Inseln getrennt.
Topographie
Irlands Ostküste hat wenige tiefe Einschnitte. Die Westküste hingegen ist zerrissen durch tief eingeschnittene Täler, steile Klippen und hunderte kleiner Inseln, die von den gewaltigen Kräften des Atlantischen Ozeans aus der Festlandsmasse herausmodelliert wurden.
Die geographische Oberflächenstruktur Irlands gliedert sich in zwei Großbereiche: zum einen die fruchtbare zentrale Kalksteinebene, die von Seen, Flüssen und Moorgebieten durchzogen ist. Sie reicht nur im Osten, um Dublin herum, an das Meer heran. Der Karbonkalk wird von einer fruchtbaren Decke aus Geschiebelehm überzogen, die nach Westen hin dünner wird. Der zweite Bereich ist der an der Ostküste offene Felskranz der Küsten. Die Berge sind nur bis zu 1000 Meter hoch, erscheinen im optischen Vergleich zum verflachten Tiefland (meist unter 100 Meter) und ihrer felsigen, bizarren Struktur jedoch höher, als sie tatsächlich sind. Obwohl nur etwa 5% der Oberfläche Irlands höher liegt als 300 Meter, wird das Panorama vor allem im Westen der Republik durchweg von alpin anmutenden Horizontlinien bestimmt.
Gewässer
Die Gewässer nehmen 1390 qkm der Staatsfläche ein. Der größte See der Insel ist der Lough Neagh (396 qkm), gleichzeitig der größte der Britischen Inseln. Die größten Seen der Republik Irland liegen in Connemara. Auch die Mündungsdeltas der Flüsse bilden ausgedehnte Seenlandschaften. Der Shannon, mit 370 km der längste Fluß der Britischen Inseln, mäandert durch verschiedene Seen, bis er bei Limerick in den Atlantik fließt.
Klima
Das in Irland vorherrschende kühl-gemäßigte Klima wird durch den ozeanischen Einfluß und den wärmenden Golfstrom abgemildert. Bei von Westen nach Osten abnehmenden Niederschlägen ist es sehr feucht. Diesem Klima verdankt Irland seine immergrüne Vegetation.
Das Wetter, obwohl stetig wechselnd, kann als ausgeglichen charakterisiert werden. Selten gibt es Schnee oder Frost, meist steigt das Thermometer nicht über 25 Grad. Die Wassertemperaturen belaufen sich, auch im Sommer, selten auf mehr als 14 Grad.
"Between the showers", sagen die Iren, ist das Wetter in Irland schön. Regenschauer sind an der Tagesordnung, meist kurze Schauer oder weicher Sprühregen, der "Irish Mist" genannt wird. Manchmal regnet es bis zu 10 Mal am Tag.
Flora
Irland zählt zum Gebiet der atlantischen Flora, jedoch kommen auch arktisch-alpine Pflanzen vor, im Südwesten sogar mediterrane Arten.
Aufgrund des milden, ausgeglichenen Klimas können vor allem im Westen des Landes in ihren Ansprüchen grundverschiedene Arten nebeneinander leben. Insbesondere der Burren im County Clare stellt ein botanisch höchst interessantes Gebiet dar. Auf dem karbonhaltigen Kalkstein wachsen sowohl alpine, arktische als auch mediterrane Pflanzen und seltene Orchideen. Es gibt elf Arten fleischfressender Pflanzen. Bei Killarney und Glengarriff in Kerry wachen subtropische Pflanzen und Bäume.
Typisch für Irland sind die Hecken aus Rhododendren, Fuchsien, Schlehen, Johannisbeeren, Holunder, Weißdorn und Ginster, die im Frühsommer und Sommer das Bild bestimmen. Allerdings gehören diese Arten nicht zur natürlichen Flora der Insel, sondern wurden von englischen Grundbesitzern zur Verschönerung ihrer Landsitze importiert.
Fauna
Auch die Welt der Säugetiere Irlands besitzt eine der Flora vergleichbare Artenarmut. Nur 28 Säugetierarten sind hier beheimatet. Ebenso wie in anderen europäischen Ländern ist das heimische Großwild (Braunbär, Wolf) längst ausgerottet. Aufgrund der isolierten Lage konnte sich eine besondere Form des Hermelins entwickeln. Auch der Irische Hase unterscheidet sich durch sein schokoladenbraunes Fell und die kurzen Löffel von seinen kontinentalen Gattungsgenossen. Es gibt in Irland keine Maulwürfe und außer der Bergeidechse kein einheimisches Reptil. Auch Schlangen sind in Irland nicht zu finden. Der Legende nach wurden sie durch den hl. Patrick von der Insel vertrieben. Unter den gezüchteten Tierrassen sind der irische Wolfshund und das irische Pferd besonders beliebt.
Im Ausgleich zu den nur artenarm vertretenen Säugetieren ist die Tierwelt im Wasser und in der Luft besonders zahlreich. Seit Jahrzehnten gilt das wasserreiche Irland als ein Anglerparadies - allerdings verdanken die begehrten Regenbogenforellen, Karpfen und Schleien ihr heutiges Vorkommen der gezielten Einbürgerung aus dem Ausland.
In Irland gibt es knapp 400 Vogelarten, davon sind ungefähr 135 seßhaft. Die in großer Anzahl vorhandenen Feuchtbiotope der Flüsse, Seen und Mündungsgebiete und Felsenklippen bieten hervorragende Brutparadiese.
Wo ist Irlands Wald?
Die nahezu vollständige Vernichtung der gewaltigen irischen Urwälder aus Eichen, Birken, Eiben, Eschen und Stechpalmen ist der fortschreitenden Ausdehnung der Menschen zuzuschreiben. Nur wenige Reliktwälder haben sich bis in die Gegenwart erhalten. So wachsen ein paar alte Eichenwälder in der Gegend um Glendalough und Killarney.
Es fällt heute schwer, sich vorzustellen, daß Irland einst von jenen dichten Laubwäldern bedeckt war, von denen heute nur noch die Namen zeugen. Etliche Ortsbezeichnungen lehnen sich in irgendeiner Form an das Wort Eiche, dair, an oder beinhalten es. Noch im 16. Jahrhundert waren weite Flächen der Insel bewaldet. Viele Wälder fielen den großflächigen Brandrodungen der normannischen und englischen Grundbesitzer zum Opfer, die damit Weideflächen schufen. Später lieferten die irischen Wälder über Jahrhunderte das Material für den Schiffbau nach England und Schottland und befeuerten die Schmelzöfen der Metallhütten. Die saftigen grünen Wiesen, die das Bild Irlands prägen, sind alles andere als ursprünglich: sie sind Resultat der Monokultur und des Raubbaus an der Natur.
Seit einiger Zeit bemüht sich die irische Regierung um einen intensiven Landschaftsschutz und um die Aufforstung einiger Gebiete. Die Gesamtfläche des heutigen Waldbestands Irlands beträgt ca. 5% des Landes. Es gibt an die 70 Naturschutzgebiete und 12 der Erholung dienende sogenannte "Forest Parks". Bei dem überwiegenden Teil der Aufforstungen handelt es sich aber um profitables Nutzholz, also schnellwachsende anspruchslose Kiefernarten sowie Fichten, Lärchen und Tannen.
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