Katzenfutter

Mein Kätzchen ißt gerne Fleisch. Viel Fleisch. Manchmal fürchte ich, es frißt mich noch mit Haut und Haaren auf. Es ist eben eine große Katze, und große Tiere fressen nun mal mehr als kleine. Neulich hatte ich wieder einmal Gelegenheit, die Tiefkühltruhe bis an den Rand zu füllen. Wenn mein Mann das hätte sehen können, hätte er sicher wieder behauptet, ich würde die Katze verwöhnen.

Er hat sich mit dem Schmusetiger nie anfreunden können und weigerte sich, das Tier auch nur einen Schritt ins Haus tun zu lassen. Vor einiger Zeit stellte er mich sogar vor die Wahl, die Katze oder er. So ein Idiot, den Fortbestand unserer Ehe von meinem Haustier abhängig zu machen. Natürlich fiel mir die Entscheidung nicht schwer. Einen Mann kann ich mir jederzeit wieder zulegen. Zuerst dachte ich daran, sofort die Scheidung zu verlangen, doch dann begann ich auszurechnen, was mir danach noch bliebe. Und plötzlich tauchte ein Gedanke in meinem Kopf auf.

Seit kurzem habe ich wieder einen Freund. Bevor er mich das erste Mal besuchte, versuchte ich, ihn auf meine Katze vorzubereiten. Trotzdem blieb er unter der Tür stocksteif stehen.
"Das ist ja...," stammelte er, "du hast erzählt... Katze..."
"Das hier," antwortete ich, "ist doch nichts anderes als eine große Katze." Und um ihn zu beruhigen, erzählte ich, daß mein Kätzchen nur dann aggressiv wird, wenn es hungrig ist.
"Kätzchen ist gut! Aber du fütterst es hoffentlich regelmäßig," hakte mein neuer Freund nach.
"Natürlich! Es bekommt jeden Tag zwei Kilo Fleisch."

Im Stillen rechnete ich aus, wie lange der Inhalt meiner Tiefkühltruhe noch reicht und wann der Tiger meinen Mann mit Haut und Haaren aufgefressen haben wird.